Hier entsteht…

Nach Wunschproduktion und Werkstattverfahren haben vier hochkarätige Architekturbüros (BeL, Clauss Merz, ifau, NL) eine städtebauliche Vision für das FABRIC-Areal am Bahnhof Lörrach entwickelt. Diese basiert auf über 1.600 Ideen und Beiträgen von Lörracher*innen und Interessierten. Klicken Sie auf die Zeichnung und schauen Sie sich die Ergebnisse an!

Den Inhalt dieser Webseite gibt es im Plankiosk als Broschüre – und als gründlichers PDF zum download.

Bauherrin und Auftraggeberin: Schöpflin Stiftung, Lörrach / FABRIC-Prozess und Wunschproduktion konzipiert von: Christoph Schäfer und FABRIC Team, Hamburg und Lörrach / Entwürfe entstanden in einem kooperativen Werkstattverfahren, konzipiert von: denkstatt, Basel / Städtebaulicher Entwurf: BeL Sozietät für Architektur, Köln / Clauss Merz, Basel / ifau, Berlin / NL Architects, Amsterdam / Freiraumarchitektur / META, Basel und Celine Baumann, Basel

Zeichnungen: Christoph Schäfer, Texte: Christoph Schäfer & Margit Czenki

  1. Der Scharnierplatz zwischen Sporthalle, S-Bahn, Bus-Stop für die wichtigen zehn Minuten, bis die Bahn kommt: Skate-Spot, Schatten, Kiss & Ride.
  2. Fabric Haus: Im Erdgeschoss mit Sofa City, gemütlichem Café und Check-in, Infos zu Gelände und Schöpflin Stiftung, Verleih von Werkzeugen, Büchern oder Lastenrädern, Raumbuchung für Vereine und Initiativen und mehr. Die zwei Etagen darüber werden Stiftungs-Sitz.
  3. Ortschaftskantine (auch für die Hellbergschule) mit Küchengarten auf dem Dach.
  4. „Schwitzkasten“ mit Fitness- und Streetball-Ecken.
  5. Wasserspiel im Schulhain macht Nebel und sorgt für Schönheit, Genuß und Kühlung in einer sich aufheizenden Welt.
  6. Baufeld für weiterführende Schule. Mit kühlender Vegetation, Brücke zum Küchengarten und sportlichem Dach. (Wird mit Schülerinnen und Lernbegleiterinnen weiter entwickelt).
  7. Baumhaus als lebende, wachsende Konstruktion aus echten Bäumen von Baubotanik.
  8. Die Agora: Begegnung, Gespräche, Kultur und Entspannung zum Feierabend auf einer Piazza, ein bisschen wie am Mittelmeer.
  9. Hier ist das Ausbauhaus vorgeschlagen, eine Serie dreistöckiger Tinyhouses mit Do-it-yourself-Aspekten.
  10. Werkhaus mit Musik- & Probebühne und offenen Werkstätten.
  11. Grosse Pfütze. Vorsicht, Spritzwasser!
  12. Der FABRIC-Plankiosk bleibt Jugendtreff.
  13. Lichtung.
  14. Hier ist Clusterwohnen für jung & alt angedacht.
  15. Wassertreppe mit Bächle.
  16. Folly / Pavillon mit Bühnenfunktion.
  17. Loop – der Rundkurs für ausdauernde Bobby Cars und Skate-Tricks.
  18. Stadthaus mit Laden / Praxis im Erdgeschoss.
  19. Vorplatz mit Litfaßsäule für Kulturereignisse im Wiesental.

A. Bahnhof Brombach mit neuen Parkplätzen
B. Sporthalle Brombach
C. Werkraum Schöpflin
D. Villa Schöpflin

Prima Klima

In Zukunft wachsen auf dem Gelände viel mehr Bäume als in der Vergangenheit – das bringt Schatten und Kühlung an Ort und Stelle, für Brombach und für das Weltklima.
Von links nach Rechts: Wo heute gebrauchte Autos auf Käufer*innen warten, wendet sich in Zukunft ein runder Platz mit Bäumen der Ortschaft zu. Zur Franz-Ehret-Straße und Richtung Ortskern öffnet sich eine Parklandschaft. Die alten Bäume bleiben und werden durch neu gepflanzte Bäume ergänzt. Statt heißem Parkplatz weitet sich in Zukunft die Wiese zur Lichtung. Der Plankiosk schwebt über Rasen statt Asphalt. Rechts vom Plankiosk entsteht ein Haus-aus-Bäumen: Eine lebendige Konstruktion, fast wie gewünscht. Die Abkürzung zur Schopfheimer Straße bekommt eine Wassertreppe mit kleinem Bächle. Genau wie auf Bogen W 24 erarbeitet:

Das Bächle endet in der „Großen Pfütze“. Was Menschen damit anfangen können, wissen die lokalen Expert*innen bereits

Viele Dächer werden begrünt und begehbar. Auf dem Dach der Ortschaftskantine entsteht ein Küchengarten mit Hochbeeten für die Schule, das Dach ist mit Solarzellen bestückt. Denn der Betrieb des gesamten Quartiers soll am Ende CO2-neutral sein.
Ein Baufeld ist optioniert für ein Schulhaus (mit Sportplatz auf dem Dach). Gekühlt wird mit Grünwuchs. Und die über dem benachbarten Fabrikdach aufgeheizte Luft wird im Hochsommer durch ein Nebel erzeugendes „Wasserspiel“ und weitere Bäume erfrischt.

Stiftungs-Sitz und Sofa-City:

FABRIC-Haus
Wenn Sie in Zukunft aus der Bahn springen, sehen Sie als erstes das „FABRIC-Haus“ (Arbeitstitel). In den Obergeschossen sind zwei Etagen als Sitz der Schöpflin Stiftung reserviert. Darunter entfalten die Architekt*innen im kompletten Sockelgeschoss eine offene Indoor-Landschaft.

Ankommen (Gelb) Zur Bahn hin ist der „Check-In“ der Empfang für das ganze Gelände und die Schöpflin Stiftung: Info, Post, Raumvergabe für Initiativen und Vereine, Spielzeugverleih für den Außenbereich, Kartenverkauf, Werkzeugverleih, Schlüssel für Lastenrad und Flotte des Mobilitätskonzeptes, Pflaster für hingefallene Kinder.

Dasein (Grün) Zu Park und zum Herz der Anlage hin, geht es um einen „third space“ mit Komfort und Ruhe für Kontemplation, wie in einem Lesesaal mit gemütlichen Ecken. Ein offener Raum ohne Zugangsschwelle. In der Wunschproduktion schenkte uns jemand den schönen Titel „Sofa City“. Er hat kuschelige Ecken für den Leseclub, ungewöhnliche Möbel zum Lesen oder für kleine Gruppen zum Reden − mit Manga-Regal, Audio-Ecke und kuratierter Spielecke für Teens, mit Ausstellungsvitrine und Handapparat für die Jahresthemen des Werkraum Schöpflin.

Café Guter Kaffee in einem persönlich geprägten Lokal, das Kinder und Jugendliche mag. Ohne Konsumzwang. Unabhängig betrieben von einer souveränen Person, mit kulturinteressiertem Profil. Und wenn Sie Glück haben, treffen Sie auf der Terrasse Künstlerinnen der nächsten Show im Werkraum. Oder Djuna Barnes und Solita Solana. Setzen Sie sich doch einfach dazu! Im Hintergrund hören Sie das Wasser plätschern.

Werkhaus mit begehbarem Dach:

Das Werkhaus
Unter elegantem Dachschwung werden die Besucherinnen selbst aktiv! Ein hoher Raum für Musik und als Probebühne, den sich Schule, Hellbergschule, Werkraum Schöpflin und Musikverein Brombach teilen, und zwei ebenso offene Werkstätten – die eine sauber, für Handarbeit oder Elektronik, die andere grob, für Holz, Metall oder Malerei. Der Clou: Alle Werkstätten sind so konzipiert, dass die zukünftigen Nutzerinnen einfach nur die Fenstertüren aufmachen müssen, um ihre Arbeit an der frischen Luft verrichten zu können. Für das Dach haben sich die ausgebufften Planerinnen von NL Architects aus Amsterdam gleich mehrere Varianten ausgedacht: Eine Dachbühne, Dachgärten – oder ein Dörfchen auf dem Dach für Künstlerinnen-Gästewohnungen. Ein Beitrag aus dem Wunscharchiv, die Tageskarte „T 001“ (siehe unten), zeigt übrigens eine verblüffend ähnliche Idee: Ein dreieckiges Gebäude im Zentrum des Geländes mit „Residency“ auf dem Dach für Künstler*innen, die unten Workshops geben.

Im Herzen ein Italiener:

Die Agora
Was die Menschen im Mittelmeer-Raum bekanntlich besser können, sind Plätze. Doch auch weiter nördlich nimmt die Nutzung öffentlicher Räume zu. Die Stadtforscherinnen nennen das Phänomen „Mediterranisierung“. Und auch in der FABRIC Wunschproduktion tauchten plaza, piazza, agora & Co. auffällig häufig auf. Diese Italiensehnsucht wissen die Entwürfe der Architekturbüros mit großer Entschlossenheit zu befriedigen: Sie schaffen mitten im Gelände ein neues Herz, einen funktionsoffenen Platz für Markt und Flohmarkt, für nächtliches Kino und abendliches Zusammentreffen. Rund um den Platz gruppieren sich Häuser und bilden eine städtische Dichte als Kontrast zur weiten Wiese. Und während Sie in der Ortschaftskantine ihr Essen genießen, rennen die Kinder durch die Gassen, spielen „auf der Straße“ – wie früher, denn das Quartier ist autoarm. In der offenen Werkstatt reparieren zwei Nachbarinnen ihre Rennräder. Sie bestellen im Café gerade einen Espresso, da öffnen sich im Werkhaus die Türen des Musikzimmers für ein Spontankonzert des Brombacher Musikvereins. Der spielt heute eine Instrumentalversion von Pharrell:
Because I’m happy, clap along if you feel like a room without a roof!

Baumkreisel mit Litfaßsäule

Das Stadthaus
Wenn Sie demnächst vom Ortskern auf das Gelände zu laufen, begrüßt Sie das „Stadthaus“ mit seinen freundlichen Balkonen. Dahinter sind Wohnungen für Familien, kleine WGs oder Singles möglich.
Im Erdgeschoß ist eine Geschäftsfläche für einen Laden, eine soziale oder gesundheitliche Einrichtung.
Den Platz davor, heute Präsentationsfläche für Gebrauchtwagen, haben die Freiraumplaner*innen mit einem Kreisel aus Bäumen versehen. Und mit einer Litfaßsäule. Die ist für Kultur-Ereignisse im Wiesental reserviert.

Schlauer Wohnen:

Vorschläge für zukünftiges Wohnen
Im Werkstattverfahren wurden drei Baufelder identifiziert, auf denen der in Lörrach dringend benötigte Wohnraum entstehen kann. Im Werkstattverfahren wurden unterschiedliche Modelle des gemeinschaftsfördernden Wohnens diskutiert.
Die Vorschläge der Architektinnen regen zum Nachdenken an: Wie würde es sich in einer Duplex-Cluster-Wohnung leben? Anders als in einer „WG“ hätten sie in einem „Cluster“ einen strikt privaten Rückzugsbereich mit eigenem Bad und WC. Aber auch einen großen Gemeinschaftsraum, wo Sie in Gesellschaft mit Ihren Mitbewohnerinnen kochen oder essen oder leben können. Im Beispiel verteilt das Büro ifau die Wohnung über zwei Stockwerke, mit einem Gemeinschaftsraum, der doppelt so hoch ist wie die normalen Zimmer.

Im Beispiel oben spielt BeL aus Köln seine auf der Architekturbiennale Venedig präsentierte Idee des Ausbauhauses im Reihenhausformat durch: Ein Hybrid, der städtische Dichte kombiniert mit den Aneignungs-möglichkeiten des Einfamilienhauses oder des Rohbaus. Die eleganten Aussentreppen führen in den Wohnbereich, die linke Seite der Häuser ist dreistöckig, und mit allem Komfort, Küche und Bad ausgestattet. Das Erdgeschoss wäre als Optionsraum ein Studio, dass Sie wahlweise als Arbeitsraum, Atelier, für ihr Hobby, als Laden, Lager, Nagel- oder Yoga-Studio nutzen könnten. Oder umnutzen, wenn Ihre Lebenssituation sich ändert.

Brombach, Du schmeckst mir:

Die Ortschaftskantine
Die neue Cantina bietet in Zukunft der Schöpflin Schule, dem Hort und dem Kindergarten, der Hellbergschule und erwachsenen Nachbar*innen einen günstigen gesunden Mittagstisch an. Ob es innen großräumig zu geht wie in Hogwarth’s Dining Hall oder kleinteilig wie bei Schneewittchen, ist noch offen. Ein Küchengarten auf dem Dach toppt das Essvergnügen: Draußen das lebendige Gemüse anschauen, das drinnen zum Verzehr auf den eigenen Teller kommt. Hier verkleidet sich der didaktische Lerneffekt als Genuss auf hohem Niveau.

Unser Vierjahresplan:

2017 Testgelände
Im Mai nimmt das FABRIC Team die Arbeit auf. Unterstützt von der alevitischen Gemeinde Müllheim rückt ein Fest das übersehene Gelände ins Bewusstsein. Auch erste Workshops mit Kindern und Jugendlichen nehmen vorweg, was sich hier später einmal abspielen könnte.
Auch in den folgenden Jahren erproben Provisorien direkt die Umsetzung von Wünschen ins Gelände – vom offenen Bücherschrank bis Tischtennis, vom Jugendtreff bis Bobby Car Rennbahn.
Diese Aneignungen des Geländes sollen weiter passieren, bis zur Eröffnung:
Brombach, du schmeckst mir!


2018 Wunschproduktion
Ende April bis Oktober geht es rund im extra gebauten Plankiosk: Vollgestopft mit Tools, die das Planen für alle (und auch alle Altersstufen) möglich machen, und begleitet von zielgerichteten Workshops zu gemeinschaftlichen Wohnmodellen, Afrikadamast, Potentialen der Nachbar*innenschaft oder Berollbarkeit, kommen über 1.600 Beiträge ins Wunscharchiv.
Beeindruckend!

2019 Auswertung & Schule
Das FABRIC Team clustert alle Ideen und entwickelt daraus programmatische Überschriften: Was muss das Gelände in Zukunft können?
Untermauert von über 300 Beispielen werden die Ergebnisse im Februar in der Hellbergschule vorgestellt. Im April zeigt FABRIC die zugespitzten Anforderungen an das Gelände auf Bannern vor Ort.
Im Sommer bringt die Schöpflin Stiftung den eigenen Wunsch nach einer Schule ein und macht sich auf die Suche nach einem passenden Schulmodell.
Bange Frage: Passt all das auf das Gelände?


2020 Werkstattverfahren
Die Schöpflin Stiftung entscheidet sich für die Gründung einer Grundschule und erwirbt Bauland von der Reiss-Mühle. Mit FABRIC soll eigentlich im April die Planung losgehen. Die denkstatt aus Basel organisiert das kooperative Werkstattverfahren. Doch die Corona-Pandemie macht einen Strich durch die Rechnung. Im Herbst werden renommierte Büros eingeladen. Sie planen auf Basis der Nachbarschafts-Ideen:


BeL Sozietät für Architektur, Köln
Clauss Merz, Basel
IFAU, Berlin
NL Architects, Amsterdam


2021 Vision Städtebau
Landschaftsplanerinnen META Und Celine Baumann, Verkehrspanerinnen ARGUS und die Klimaexpert*innen Transsolar steigen in das Verfahren ein. Und im Mai einigen sich Beirat und Stiftung auf eine städtebauliche Vision. Für einige verblüffend: Die Wunschproduktion passt ebenso wie die Schule und sehr viel Wohnraum auf das Gelände. Alles fügt sich zu einem eleganten Entwurf, der hochkarätige Beirat urteilt: Hier entsteht ein spannendes Stück Stadt!
Das „Wissen der Vielen“ hat die Planung schlauer gemacht. Danke dafür!